Wir schreiben das Jahr 2012
und wieder soll die kurze Tradition eines verlängerten Fußballwochenendes
mit Leben befüllt werden.
Nun war es so, dass ich natürlich im Vorfeld überlegt habe, welche Stationen
für die diesjährige Tour in Frage kommen.
Es sollte ja auch immer etwas Neues dabei sein und natürlich hätte ich
Hessen Kassel wieder im Tourplan gehabt.
Aber und wenn man es recht bedenkt auch gar nicht wirklich schlecht, es gibt
in den höheren Klassen weder viele Mannschaften die in Blau-Gelb spielen,
Lokomotive im Namen tragen oder auf eine andere Art und Weise einen Bezug zu
meinem Heimatverein herstellen.
Also was liegt hier näher, als den Spätfolgen der ehemals brüderlich
Verbundenen eine positive Seite abzugewinnen und der Tour in seiner
Ausprägung ganz neue Horizonte zu eröffnen.
Im letzten Jahr mit der Tourstation Teplice schon um einen kurzen
Auslandsaufenthalt erweitert, soll es nun noch weiter weg gehen und dadurch
bedingt auch die einzige Station der Reise werden.
In der Zeit vom 14. bis 17. September werden ich also Moskau meine
Aufwartung machen und dort am 15.September dem Heimspiel von (na !!)
genau
Lokomotive Moskau gegen Rubin Kasan beiwohnen.
Da das Ganze also etwas mehr Vorbereitung, Aufwand und Zeit in Anspruch
nimmt, wird es also nur diese eine Station geben, die ich dann gleich mit
einer Städtekurzreise verbinde und mir Moskau am 16. September genauer
anschaue, bevor es am 17. September wieder zurück in die Heimat geht.
*** Tourplan ***
14.09.2012 |
Leipzig per Bahn nach Berlin Tegel |
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Flug mit Lufthansa nach Moskau Vnukovo |
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Ankunft Hotel "Best Western Hotel Vega" |
15.09.2012 |
Russische Premjer Liga 8. Spieltag /
Lokomotive Moskau : Rubin Kasan im
Lokomotive Stadion |
16.09.2012 |
Stadtrundfahrt und Erkundung Moskau |
17.09.2012 |
Flug mit Lufthansa nach Berlin Tegel und
Retour per Bahn nach Leipzig |
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Zu Gast bei Lokomotive
Moskau |
1935
2002 und 2004 |
Gegründet als Lokomotive Moskau
Russischer Meister
In der letzten Saison wurde der 7. Platz in
der ersten russischen Liga (Premjer Liga)
erreicht.
Und in dieser Saison steht man nach 5
Spieltagen mit 10 Punkten auf einem sehr
guten 3. Rang.
Das Lokomotive Stadion ist ein reines
Fußballstadion mit einem Fassungsvermögen
von 30000 Zuschauern. |
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Dann lassen wir uns also mal überraschen, ich hoffe die Reise
wird nur positive Eindrücke bringen.
Also dann Doswidanja (До свидания) und natürlich berichte ich dann
anschließend, wie es denn gewesen ist.
*** Tourbericht *** |
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Auf geht's. Es war also soweit alles
vorbereitet, gepackt und die Zeit war ran,
dann also auf in die Ferne.
Und das fing gleich mal mit einem flauen
Gefühl an, da ich sonst kein Zugfahrer bin,
kenne ich mich da nicht so aus, es war daher
auch meiner Gefühlswelt nicht förderlich,
das als Ziel der Regiobahn "nicht
einsteigen" dran stand und ob mein Zug zum
Flug Ticket auch für diese Bahn zählte, war
ich mir auch nicht wirklich sicher. Zum
Glück musste ich das auch nicht unter Beweis
stellen, denn bis Leipzig kam keine
Kontrolle und ich somit gut auf dem
Hauptbahnhof an.
Da ich nur zwei Bahnsteige vom geplanten
Abfahrtsbahnsteig ankam, war auch schnell
geprüft, ob das so stimmt und die 5 Minuten
die die Abfahrtszeit von meinem
Kenntnisstand abwisch waren kein Problem, da
überall genügend Luft einkalkuliert war.
Also bin ich nochmal aus dem Bahnhof raus um
eine zu rauchen, da man die Aussätzigen der
Gesellschaft ja nach draußen verbannt. Dort
war ich dann in bester Gesellschaft mit den
Randerscheinungen der Selbigen und natürlich
hatte ich auch eine Zigarette übrig. Ein
Erscheinungsbild, dass mir später genau so
in Berlin und Moskau begegnet ist, aber das
soll ja kein Bericht zur politischen Lage
werden, es ist nur arm für eine so reiche
Gesellschaft.
Aber zurück zum Thema und da ging es dann
mit dem ICE "Leipzig" auf nach Berlin und
hier sollte sich gleich wieder die
eingeplante "Luft" als notwendig erweisen,
denn kaum auf großer Fahrt gab es die
Durchsage, dass der Zug nicht über
Wittenberg (Notarzteinsatz?), sondern über
Dessau fährt und dadurch mit einer 3/4
Stunde Verspätung in Berlin ankommen wird.
Was er dann auch ziemlich genau tat und ich
ca. 13:00 Uhr in Berlin ankam. Hier sollte
es nun mit einem TXL Expressbus Zubringer
nach Tegel gehen, aber als einziges TXL Ziel
fand ich Alexanderplatz. Sollte das also der
Richtige gewesen sein, liebe Leute vom TXL Expressbus Unternehmen, dann schreibt doch
einfach "über Tegel" oder so was dran, dann
wissen das auch die blöden Nichtberliner und
wandern nicht zur Konkurrenz ab. Ich hatte
jedenfalls keine Lust und Zeit auf
Experimente und habe mich für 16,60€
entspannt mit dem Taxi nach Tegel
kutschieren lassen.
Eine gute Stunde Zeit war noch bis zum
Abflug, die dann auch noch um eine weitere
1/2 Stunde Verspätung ergänzt wurde. Aber
dafür war es dann auch Super Business statt
Economy, denn der Flug war nicht ausgebucht
und da ich vorher schon Online eingecheckt
und mir einen Platz ganz hinten ausgesucht
hatte, war die gesamte Reihe für mich ganz
alleine. Nur ein hübsches Frauchen saß
versetzt vor mir, aber das ist eine andere
Geschichte.
Ankunft Moskauer Zeit 20:40 Uhr, von der
Wartezeit bei der Passkontrolle mal
abgesehen ging es dann aber ordentlich zügig
mit dem bestellten Hotelabholer ca. 1 Stunde
durch das nächtliche Moskau. Auf den großen
Ringstraßen gilt Tempo 80, ansonsten Tempo
60, wovon wir einiges entfernt waren, nach
oben versteht sich. Interessant fand ich die
Ampeln, die zusätzlich in der jeweiligen
Farbe die Zeit bis zur nächsten Umschaltung
anzeigten. Da kann man sich doch ordentlich
orientieren, vor allem wenn die
Geschwindigkeit nicht die Begrenzung
darstellt.
Zum Hotel, das ein ganzer Hotelkomplex ist
und wohl zu den olympischen Spielen 1980
erbaut wurden sein soll, also auch nicht
mehr ganz jung ist, sei gesagt, alles
riesig. Unterkunft im 25 Stock, ich glaube
im Fahrstuhl stand bis 28. Ansonsten muss
ich sagen, in Deutschland hätte es nicht
anders ausgesehen, alles sauber, nichts
notdürftig geflickt, hier konnte man es sich
gut gehen lassen.
Und ich weiß nicht, ob ich
trotz meiner vielen Hotelübernachtungen noch
nie in einem "Best Western" Hotel, aber das
es sowohl Hauslatschen, als auch Rasier- und
Zahnputzsets gibt, dass habe ich noch nicht
erlebt.
Mit einem schönen Blick über das nächtliche
Moskau, russisch Television, dem zum Glück
vorhandenen Proviant (u.a. 1,5 Liter bestes
Staropramen) und der ein oder anderen
Zigarette, war ja ein Raucherzimmer, ging
also dieser erste Tag seinem Ende entgegen.
Spokojnoj notschi.
So gegen 8:30 Uhr ging es zum Frühstück und
als ich den dazugehörigen Saal dann gefunden
hatte, musste ich feststellen, dass ich wohl
gerade zur Hauptstoßzeit erschienen war. Auf
jeden Fall war es gerammelt voll. Aber alles
Notwendige wurde gefunden und auch der
Kaffee war trinkbar. Leider war das Ambiente
wohl eher so gewählt, dass man sich nicht
länger als notwendig hier aufhalten möge,
kein Ausblick, nichts ansehenswertes im Raum
(natürlich außer den Frauen) und Kunstblumen
ernten höchstens meine Verachtung.
Das Hotel hatte ich ja so gewählt, dass es
möglichst nah am Stadium liegt, trotzdem
waren es noch so ca. 35 Minuten zu Fuß.
Unterwegs ein paar Tropfen, die es aber
glücklicherweise dann auch für den gesamten
Tag waren. Es wurde noch richtig schön und
auch warm.
Jetzt muss ich kurz einmal einen Moment
zurückblättern, denn noch in der Woche vor
der Reise meldete sich jemand aus Russland
vom Lokomotive Fanclub "United South",
wollte Kontakt und Infos über unsere Loksche.
Als ich dann erwähnte, dass ich am kommenden
Samstag zum Spiel der Moskauer Loksche
komme, wurde ein Treff vereinbart. Den
eigentlich glücklichen Umstand möchte ich
zumindestens erwähnen, weil mich das
veranlasst hat, meine Fahne und ein paar
Gastgeschenke mitzuschleppen und es wäre
schon geil gewesen, die Fahne im Stadion
hängen zu sehen. Naja, lange Rede, kurzer
Sinn, wen ich leider nicht getroffen habe,
war mein Kontakt.
Dafür traf ich auf einen der vielen
Uniformierten, der mir gleich mal erklärte,
dass ich da hätte nicht über die Straße
laufen dürfte. Spassibo, ne pannemaju.
Das Stadion konnte sich wirklich sehen
lassen, alles hier käme einem deutschen
Erstligisten zu ehren, dem Hauptsponsor, die
staatliche Eisenbahngesellschaft, hätte ich
auch gern für meine Mannschaft. Hallo DB !
Geld ist also da und entsprechendes
Spielermaterial wurde auch aus dem Ausland
verpflichtet, darunter auch Spieler, die
schon in der Bundesliga unterwegs waren.
Corluka (Leverkusen) ; Ziegler (Hamburg) ;
Kresic (Stuttgart)
Durch den Kontakt im Vorab hatte ich die
Info, dass es 10:30 Uhr eine Stadionführung
geben sollte, leider konnte die Dame an der
Kasse nichts mit "Stadium Tour" anfangen,
weshalb ich es dann beim Kauf meiner
Eintrittskarte belassen musste. Für 800
Rubel ein Platz in Sektor 18, Reihe 11 Platz
137 und noch jede Menge Zeit bis zum
Einlass, die ich dann gemütlich auf einer
Parkbank beim Gesellschaftstudium verbracht
habe. Dann wollen wir mal zur Analyse vor
dem Spiel schreiten. Also Klientel mäßig ist
mir nichts erstaunliches aufgefallen, eben
auch ein Querschnitt der Gesellschaft, wobei
mir natürlich bewusst ist, dass selbst die
günstigsten Karten für 500 Rubel für Einige
sicher zu teuer sind. Was auffällt sind jede
Menge Uniformierter, ich kann mir kein
Urteil erlauben, was dort in der
Vergangenheit eine solche Präsenz
rechtfertigt, aber dadurch, dass das normale
Armeeeinheiten sind, es also nicht wie bei
uns eine Trennung zwischen Polizei und Armee
gibt, macht das schon einen etwas
beängstigenden Eindruck. Immer auch dabei
die Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung
OMON.
Gefüllt hat sich der Vorplatz zum Stadion
ganz gemächlich, viele mit Schals, die
Farben der Moskauer Loksche sind Rot und
Grün, was es wohl noch seltener geben
sollte, als das Blau und Gelb der Leipziger
Loksche. Weniger zu sehen waren Shirts in
entsprechender Aufmachung oder gar
Fangruppen mit eigenem Style.
Vorm Stadion gab es auch einen ordentlich
aufgemachten und reichhaltigen Fanshop, in
dem ich zwei schöne Schals für je 400 Rubel
erstanden habe. Auf der einen Seite in
kyrillischer, auf der anderen in englischer
Schrift FC LOKOMOTIV MOSKOW. Als es dann
endlich rein ging, so ca. 12:15, also rund
eine Stunde vor Spielbeginn, gab es am
Eingang eine kurze Ticket- und
Personenkontrolle, dies war aber nur zum
warm werden, die Hauptkontrolle erfolgt dann
an den jeweiligen Sektoreneingängen. Aber
zuvor muss man natürlich SIE erwähnen, eine
alte, schön restaurierte Dampflok inklusive
Tender, die gleich am Eingang platziert ist.
Mit ihrem großen Sowjetstern aus alten Tagen
am Bug und den Erfolgen des Vereins als
Ehrentafeln am Tender, war sie das Motiv für
viele Besucher. Davor hatte man noch ein
kleines Podest und eine Tafel mit dem
Vereinslogo und dem Schriftzug LOKO
trappiert.
Dann also die Hauptkontrolle am Eingang zum
Sektor mit Metalldetektor und intensiver
Taschenkontrolle. Hier wurde mir meine
blau-gelbe Fahne zum Verhängnis und da ich
nicht gewillt war, diese dort zurück zu
lassen, musste dann Cheffe gerufen werden.
Zum Glück war noch kein großer Andrang,
sonst hätte ich da für ordentlich Unruhe
gesorgt. Als ich dann endlich rüber bringen
konnte, dass ich die Fahne nicht aufhängen
will und mich auf ein Tauschgeschäft Lok
Trickot gegen Barett vom Chef eingelassen
habe, gleich nach dem Spiel wie er meinte,
da wurde er aber glücklicherweise nicht mehr
gesehen, durfte ich dann endlich ins
Stadionrund. Insgesamt vier mal gab es
Leibes- und Kartenkontrolle, da hab ich mich
dann später am Flughafen nicht mehr
gewundert.
Im Stadion meinen Sitzplatz eingenommen und
das Ambiente auf mich einwirken lassen. Zwei
große Videobildschirme, elektronische
Werbebanden und auch sonst viel Werbung zu
sehen. So langsam füllte sich das Stadion,
auch wenn einige Bereiche völlig leer
blieben. Leider gab es keine Durchsage oder
Anzeige der Zuschauerzahl und den Oberrang
über mir konnte ich ja nicht einsehen, ich
hätte ca. 8000 Zuschauer geschätzt, auf der
Seite von Lokomotiv Moskau werden jetzt
11500 angegeben, bei einem Fassungsvermögen
von über 30000 Zuschauern. Und da kommen wir
zu einem noch Unterschied zu meisten Stadien in Deutschland, hier gab es
keinerlei Stehplatzbereiche und die Sektoren
waren relativ klein, so dass selbst dort, wo
die aktiven Fans natürlich standen, der
Eindruck eines gefüllten Blockes nicht
aufkommen wollte. Am Anfang waren auch keine
Fahnen zu sehen, so dass ich mich schon an Teplicer Verhältnisse erinnert fühlte, dass
sollte sich aber noch ändern. Zuerst wurde
eine Zaunsfahne im Gästeblock von Rubin
Kasan sichtbar und so nach und nach hat man
es auch zwei Gäste- und 10 Zaunsfahnen der
Lokomotive gebracht. Bei den Lokomitiv
Zaunsfahnen war zwei in Russisch (eine als "Adrenailin"
lesbar), alle anderen in Englisch (Ultra 54,
United South, South Way, South-1, Strong
Rails und Railway. Dazu gesellten sich noch
diverse, auch große, Schwenkfahnen.
Noch ein paar Besonderheiten, beim
Einschießen wird jeder Treffer beklatscht,
die Pyro macht hier der Verein (dachte ich
zuerst), denn vor dem Spiel wurden Fontänen
und ein Schriftzug gezündet.
Außerdem wird
die Nationalhymne gespielt und alle stehen
auf und singen auch mit. Wechselgesänge gibt
es wegen fehlender Alternativen zwischen dem
Ober- und Unterrang der Südkurve. Außer der
Südkurve gab es nur im über mir ein
paar Leute, die für Stimmung sorgten,
allerdings nie mit der Südkurve zusammen.
Metastasen/Diablos Problem?
Da es sich um ein reines Fußballstadion
handelt, war man nah dran, hatte in der
Geraden eine gute Sicht und so konnte ich
entspannt dem Geschehen auf dem Spielfeld
folgen, das nach einer roten Karte für Rubin
Kasan kurz vor der Pause immer mehr durch
die Heimmannschaft bestimmt wurde und
letztendlich im 1:0 mündete. Womit dann auch
schon alles zum Spiel gesagt ist, denn trotz
Unterzahl kamen die Gäste zum Schluss wieder
gut ins Spiel und der Lokomtive reichte wohl
der knappe Sieg.
Die Stimmung war durchgehend gut, setzte
doch mal eine Pause ein und die rund 250
Kasaner wollten dies nutzen, ging es gleich
wieder los. Natürlich konnte ich vieles
nicht verstehen, aber Loko sang man auf
jeden Fall und dann etwas wozu bei uns
gesungen wird "Fuballfans sind keine
Verbrecher".
Nach dem Spiel ein bisschen klatschen in
Richtung Fans, eine kurze Laola und das
war's. Soweit ich gesehen habe, gab es kein
abklatschen und schwups waren die Spieler
auch schon fort. Außer der Südkurve
verließen auch alle schnell ihre Plätze, so
dass ich wohl der letzte aus meinem Sektor
war, der sich nach draußen begab, nicht das
ich noch sauber machen muss.
Gleich rechts neben meinem Sektor 18 fing
der VIP Bereich an, deren Fahrzeuge auch
direkt davor geparkt waren. Der Fahrzeugpark
würde in Deutschland auch nicht anders
aussehen, große Jeeps, teure deutsche Marken
und Luxussportwagen, es war alles vorhanden.
Ich habe mich dann in den Strudel der
abwandernden Fans eingereiht und mich so
langsam aus dem Stadion treiben lassen um
den Heimweg anzutreten. Natürlich dieses mal
durch die Unterführung und nicht über die
Straße.
Damit waren die Highlights dieses Tages
schon aufgebraucht. Durch die Wanderung war
mein Bedarf an Bewegug auch schon soweit
ausgereizt, das mir nicht mehr der Sinn nach
Erkundung stand und so ließ ich den Tag noch
einmal Revue passieren und im Hotel
ausklingen.
Am nächsten Morgen zu früherer Stunde und
weniger Andrang am Frühstücksbuffet fand ich
sogar ein Frühstücksei, allerdings möchte
ich nicht wissen, wie die harten Eier waren,
weil mein "Middle" schon knochentrocken war.
Aber davon mal abgesehen, gab es reichlich
und in großer Auswahl, selbst eine Ecke wo
man sich frisch zubereitetes Spiegel- oder
Rührei machen lassen konnte. Aber man kann
ja nicht mehr als einmal frühstücken, obwohl
man bei manchen Gästen ..., naja lassen wir
das.
9:00 Uhr sollte ich mich dann im
Empfangsbereich einfinden, wo jemand mit
einem Schild und meinem Namen auftauchen
sollte um mich zur Stadtrundfahrt abzuholen.
Und pünktlich stand dann auch ein älteres
Mütterchen da und mit 'nem 5er BMW, den aber
jemand anderes fuhr, ging es ab zu den
Sehenswürdigkeiten Moskaus.
Darunter natürlich einiges an Kirchen,
Klöstern und Kathedralen. Vom
architektonischen ja auch immer sehenswert,
die andere Seite geht mir allerdings auch
nie aus dem kopf. Ich sag nur : Religion ist
das Opium für's Volk. Eigentlich sollte, wie
der Name schon sagt, die Rundfahrt wieder am
Hotel enden, aber der Tag war noch jung und
so war als letzte Station der rote Platz
geplant, wo wir uns dann verabschiedeten und
ich allein weiter meines Weges ging. So gab
es noch die Basilius Kathedrale, den roten
Platz und das schon zu Sowjetzeiten
bekannte GUM, heute allerdings fest in den
Händen des ehemaligen Klassenfeindes.
Hier habe ich dann auch recht preiswert zu
Mittag gegessen, in der Stolowaja Nr. 57,
gefüllte Paprikaschote mit Reis und einem
Milchkaffee für 450 Rubel. Danach noch etwas
dem Wetter getrotzt, es hatte angefangen
leicht zu regnen, die Touristenstände am
roten Platz durchstreift, meine Mitbringsel
hatte ich aber schon bei einem Halt an der
höchsten Erhebung Moskaus, an der Lomonosow
Universität, gekauft und dann noch etwas
Sozialstudie auf einer Parkbank betrieben,
bevor ich mich in das Wagnis METRO stürzte.
Nein, so schlimm war es nicht, der Respekt
irgendwo falsch zu fahren und dann nicht
zurück zu finden war schon da, aber für 28
Rubel für eine Fahrt egal wohin und egal wie
lange (Tarifzonen gibt es nicht), der hält
das Problem in Grenzen. Und Letztendlich bin
ich auch genau da raus gekommen, wo ich auch
hin wollte und alles war gut.
Da der Zielbahnhof unweit des Hotels lag,
gab es also auch keinen weiten Heimweg und
somit konnte der Exkurs als gelungen
abgehakt werden. Auf dem Weg zum Hotel, der
durch die Metro von der anderen Seite
erfolgte, fiel mir dann auf, dass es dort
auch Geschäfte gab. Auch eins mit dem Namen
"INTIM", was es da wohl zu kaufen gab.
Vielleicht auch nur ein Beate Uhse
Verschnitt, ich kann das Geheimnis nicht
lüften, bin dafür in einen der
Lebensmittelläden und sah dort, das mir aus
Sowjetzeiten bekannte Konfekt. Leider schlug
der erste Kaufversuch mangels Kommunikation
fehl, etwas später mit einer anderen
Verkäuferin konnte ich dann rüber bringen,
dass ich einen Mix vom Konfekt haben möchte.
Leider waren die meisten Sorten nur einzeln
verpackte Schokowaffeln, dass habe ich
anders in Erinnerung, aber gut, einen
Versuch war's wert. Zu guter Letzt, der
Bauer ist halt nur, was er kennt, habe ich
mir noch ein halbes Hähnchen vom Bratenstand
mitgenommen und als Abendbrot verspeist.
Damit war dann auch dieser Tag seiner
Highlights beraubt und klang so langsam aus,
eine letzte Nacht in Moskau.
Da für 10:00 Uhr die Abholung und die Fahrt
zum Flughafen geplant war, konnte ich alles
ganz in Ruhe angehen. Es war herrliches
Wetter, die Sonne strahlte mit sich um die
Wette. Also gediegenes Frühstück, Zigarette
im Sonnenschein, Koffer packen, auschecken
und auf's Auto warten. Mal abgesehen davon,
dass man mich am falschen Terminal raus
gelassen hat, war diese Fahrt zwar mit
wesentlich mehr Verkehr verbunden, wohl aber
der Normalfall auch in Moskau. Und als wir
dann endlich aus dem größten Stau raus waren
und an einer Ampel auf die nächste
Umschaltung warteten, die ja wie schon
erwähnt mit einem Counter angezeigt wird,
kam nach 1 nicht Grün, sondern die Anzeige
verschwand lediglich. Das gleiche passierte
dann auch den Fußgängern, lediglich die
Gegenfahrbahn fuhr munter weiter. Nach einer
gefühlten Ewigkeit kam dann endlich ein
Fahrzeug mit irgendeinem VIP und Blaulicht
und siehe da, dann wurde es wieder Grün.
Aber zurück zum falschen Terminal B auf dem
Flughafen und dem Schreck, weil mein Flug
LH3017 nirgends verzeichnet war. Nach
einigem Umherirren bin ich dann auf eine
junge, uniformierte Frau vom Gepäckscanner
zugegangen und habe in besten gebrochenen
Deutsch meiner Verwunderung darüber Ausdruck
verliehen. Und sie war wiederum so
freundlich und hat mir gesagt, ich müsste
zum Terminal E.
Das war nett, denn sie hat es dem Ausländer
nicht in russisch gesagt und natürlich nicht
in deutsch, sondern in englisch. Zum Glück
gibt es kein Terminal E, oder anders
gesagt, habe ich es mir selbst zusammen
gereimt, weil nebenan, so ca. 300 Meter, war
das Terminal A und hier gab es dann auch
meine Flugnummer bei den Abflügen.
Also einchecken, Gepäck los werden und die
Spanne zwischen nicht so zeitig in den
inneren Bereich zu gehen und trotzdem noch
genügend Zeit für die noch nicht bekannten
Kontrollvorgänge einzuplanen in ein
erträgliches Maß zu bekommen. Rubel was soll
ich mit dir machen, wir gehen Mittag essen.
Mein Bedarf an Reis ist jetzt aber erst
einmal gedeckt, denn an Essbarem sah ich
dieses mal zwar lecker Lachs, aber als
Beigabe wieder nur Reis. Und zu guter Letzt
hatte die Lufthansa dann auf dem Flug auch
noch Reis mit Huhn, besten Dank auch.
Die Kontrollen sind nervig und ob es Sinn
macht, 10 Meter nach der letzten Kontrolle
und einem Weg, den man nicht verlassen kann,
gleich noch einmal kontrolliert zu werden,
sei dahin gestellt, aber vielleicht sind da
ja schon Leute auf diesen 10 Metern
verschwunden, das Bermuda Dreieck des
Moskauer Flughafens.
Eine gute 1/2 Stunde blieb dann allerdings
doch noch bis zum Boarding, die sich dann um
weitere 1/4 Stunde Verspätung ausweitete.
Dieses mal war es dann auch wirklich
Economy, allerdings am Gang und die
Beinfreiheit in der A320 ist schon gut. Also
dann Doswidanja Moskau für dieses kurze
Intermezzo Spassiwo.
Der Rest ist schnell erzählt, Ankunft in
Berlin, dieses mal gleich zum Taxistand, TLX
Express du kannst mich mal, Wartezeit mit
großem Kaffee am Berliner Hauptbahnhof
verkürzt und
wieder retour nach Leipzig per ICE, dort via Regiobahn nach Hause.
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Das also war die Hoppertour 2012 und es müsste doch ganz verrückt zu gehen,
wenn mir nicht für 2013 wieder etwas einfällt, zwei Ideen gibt es schon.
Ein freundliches Tsch, Tsch, Tsch an die Loko's aus Moskau und mal sehen ob
sich im Nachgang noch etwas aus dem bestehenden Kontakt ergibt, wirklich
schade, dass es vor Ort nicht geklappt hat, aber man weiß ja nie.
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