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Fussballtour 2012

Wir schreiben das Jahr 2012 und wieder soll die kurze Tradition eines verlängerten Fußballwochenendes mit Leben befüllt werden. Nun war es so, dass ich natürlich im Vorfeld überlegt habe, welche Stationen für die diesjährige Tour in Frage kommen. Es sollte ja auch immer etwas Neues dabei sein und natürlich hätte ich Hessen Kassel wieder im Tourplan gehabt.
Aber und wenn man es recht bedenkt auch gar nicht wirklich schlecht, es gibt in den höheren Klassen weder viele Mannschaften die in Blau-Gelb spielen, Lokomotive im Namen tragen oder auf eine andere Art und Weise einen Bezug zu meinem Heimatverein herstellen. Also was liegt hier näher, als den Spätfolgen der ehemals brüderlich Verbundenen eine positive Seite abzugewinnen und der Tour in seiner Ausprägung ganz neue Horizonte zu eröffnen. Im letzten Jahr mit der Tourstation Teplice schon um einen kurzen Auslandsaufenthalt erweitert, soll es nun noch weiter weg gehen und dadurch bedingt auch die einzige Station der Reise werden. In der Zeit vom 14. bis 17. September werden ich also Moskau meine Aufwartung machen und dort am 15.September dem Heimspiel von (na !!)
genau
Lokomotive Moskau gegen Rubin Kasan beiwohnen.

Da das Ganze also etwas mehr Vorbereitung, Aufwand und Zeit in Anspruch nimmt, wird es also nur diese eine Station geben, die ich dann gleich mit einer Städtekurzreise verbinde und mir Moskau am 16. September genauer anschaue, bevor es am 17. September wieder zurück in die Heimat geht.

*** Tourplan ***
14.09.2012 Leipzig per Bahn nach Berlin Tegel
  Flug mit Lufthansa nach Moskau Vnukovo
  Ankunft Hotel "Best Western Hotel Vega"
15.09.2012 Russische Premjer Liga 8. Spieltag / Lokomotive Moskau : Rubin Kasan im Lokomotive Stadion
16.09.2012 Stadtrundfahrt und Erkundung Moskau
17.09.2012 Flug mit Lufthansa nach Berlin Tegel und Retour per Bahn nach Leipzig
   
Zu Gast bei Lokomotive Moskau
1935  
2002 und 2004  
Gegründet als Lokomotive Moskau
Russischer Meister
In der letzten Saison wurde der 7. Platz in der ersten russischen Liga (Premjer Liga) erreicht.
Und in dieser Saison steht man nach 5 Spieltagen mit 10 Punkten auf einem sehr guten 3. Rang.

Das Lokomotive Stadion ist ein reines Fußballstadion mit einem Fassungsvermögen von 30000 Zuschauern.
     
Dann lassen wir uns also mal überraschen, ich hoffe die Reise wird nur positive Eindrücke bringen.
Also dann Doswidanja (До свидания) und natürlich berichte ich dann anschließend, wie es denn gewesen ist.

*** Tourbericht ***
 
Auf geht's. Es war also soweit alles vorbereitet, gepackt und die Zeit war ran, dann also auf in die Ferne.
Und das fing gleich mal mit einem flauen Gefühl an, da ich sonst kein Zugfahrer bin, kenne ich mich da nicht so aus, es war daher auch meiner Gefühlswelt nicht förderlich, das als Ziel der Regiobahn "nicht einsteigen" dran stand und ob mein Zug zum Flug Ticket auch für diese Bahn zählte, war ich mir auch nicht wirklich sicher. Zum Glück musste ich das auch nicht unter Beweis stellen, denn bis Leipzig kam keine Kontrolle und ich somit gut auf dem Hauptbahnhof an.
Da ich nur zwei Bahnsteige vom geplanten Abfahrtsbahnsteig ankam, war auch schnell geprüft, ob das so stimmt und die 5 Minuten die die Abfahrtszeit von meinem Kenntnisstand abwisch waren kein Problem, da überall genügend Luft einkalkuliert war. Also bin ich nochmal aus dem Bahnhof raus um eine zu rauchen, da man die Aussätzigen der Gesellschaft ja nach draußen verbannt. Dort war ich dann in bester Gesellschaft mit den Randerscheinungen der Selbigen und natürlich hatte ich auch eine Zigarette übrig. Ein Erscheinungsbild, dass mir später genau so in Berlin und Moskau begegnet ist, aber das soll ja kein Bericht zur politischen Lage werden, es ist nur arm für eine so reiche Gesellschaft.
Aber zurück zum Thema und da ging es dann mit dem ICE "Leipzig" auf nach Berlin und hier sollte sich gleich wieder die eingeplante "Luft" als notwendig erweisen, denn kaum auf großer Fahrt gab es die Durchsage, dass der Zug nicht über Wittenberg (Notarzteinsatz?), sondern über Dessau fährt und dadurch mit einer 3/4 Stunde Verspätung in Berlin ankommen wird. Was er dann auch ziemlich genau tat und ich ca. 13:00 Uhr in Berlin ankam. Hier sollte es nun mit einem TXL Expressbus Zubringer nach Tegel gehen, aber als einziges TXL Ziel fand ich Alexanderplatz. Sollte das also der Richtige gewesen sein, liebe Leute vom TXL Expressbus Unternehmen, dann schreibt doch einfach "über Tegel" oder so was dran, dann wissen das auch die blöden Nichtberliner und wandern nicht zur Konkurrenz ab. Ich hatte jedenfalls keine Lust und Zeit auf Experimente und habe mich für 16,60€ entspannt mit dem Taxi nach Tegel kutschieren lassen.
Eine gute Stunde Zeit war noch bis zum Abflug, die dann auch noch um eine weitere 1/2 Stunde Verspätung ergänzt wurde. Aber dafür war es dann auch Super Business statt Economy, denn der Flug war nicht ausgebucht und da ich vorher schon Online eingecheckt und mir einen Platz ganz hinten ausgesucht hatte, war die gesamte Reihe für mich ganz alleine. Nur ein hübsches Frauchen saß versetzt vor mir, aber das ist eine andere Geschichte.

Ankunft Moskauer Zeit 20:40 Uhr, von der Wartezeit bei der Passkontrolle mal abgesehen ging es dann aber ordentlich zügig mit dem bestellten Hotelabholer ca. 1 Stunde durch das nächtliche Moskau. Auf den großen Ringstraßen gilt Tempo 80, ansonsten Tempo 60, wovon wir einiges entfernt waren, nach oben versteht sich. Interessant fand ich die Ampeln, die zusätzlich in der jeweiligen Farbe die Zeit bis zur nächsten Umschaltung anzeigten. Da kann man sich doch ordentlich orientieren, vor allem wenn die Geschwindigkeit nicht die Begrenzung darstellt.
Zum Hotel, das ein ganzer Hotelkomplex ist und wohl zu den olympischen Spielen 1980 erbaut wurden sein soll, also auch nicht mehr ganz jung ist, sei gesagt, alles riesig. Unterkunft im 25 Stock, ich glaube im Fahrstuhl stand bis 28. Ansonsten muss ich sagen, in Deutschland hätte es nicht anders ausgesehen, alles sauber, nichts notdürftig geflickt, hier konnte man es sich gut gehen lassen.

Und ich weiß nicht, ob ich trotz meiner vielen Hotelübernachtungen noch nie in einem "Best Western" Hotel, aber das es sowohl Hauslatschen, als auch Rasier- und Zahnputzsets gibt, dass habe ich noch nicht erlebt. Mit einem schönen Blick über das nächtliche Moskau, russisch Television, dem zum Glück vorhandenen Proviant (u.a. 1,5 Liter bestes Staropramen) und der ein oder anderen Zigarette, war ja ein Raucherzimmer, ging also dieser erste Tag seinem Ende entgegen. Spokojnoj notschi.

So gegen 8:30 Uhr ging es zum Frühstück und als ich den dazugehörigen Saal dann gefunden hatte, musste ich feststellen, dass ich wohl gerade zur Hauptstoßzeit erschienen war. Auf jeden Fall war es gerammelt voll. Aber alles Notwendige wurde gefunden und auch der Kaffee war trinkbar. Leider war das Ambiente wohl eher so gewählt, dass man sich nicht länger als notwendig hier aufhalten möge, kein Ausblick, nichts ansehenswertes im Raum (natürlich außer den Frauen) und Kunstblumen ernten höchstens meine Verachtung.
Das Hotel hatte ich ja so gewählt, dass es möglichst nah am Stadium liegt, trotzdem waren es noch so ca. 35 Minuten zu Fuß. Unterwegs ein paar Tropfen, die es aber glücklicherweise dann auch für den gesamten Tag waren. Es wurde noch richtig schön und auch warm.

Jetzt muss ich kurz einmal einen Moment zurückblättern, denn noch in der Woche vor der Reise meldete sich jemand aus Russland vom Lokomotive Fanclub "United South", wollte Kontakt und Infos über unsere Loksche. Als ich dann erwähnte, dass ich am kommenden Samstag zum Spiel der Moskauer Loksche komme, wurde ein Treff vereinbart. Den eigentlich glücklichen Umstand möchte ich zumindestens erwähnen, weil mich das veranlasst hat, meine Fahne und ein paar Gastgeschenke mitzuschleppen und es wäre schon geil gewesen, die Fahne im Stadion hängen zu sehen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn, wen ich leider nicht getroffen habe, war mein Kontakt.
Dafür traf ich auf einen der vielen Uniformierten, der mir gleich mal erklärte, dass ich da hätte nicht über die Straße laufen dürfte. Spassibo, ne pannemaju.
Das Stadion konnte sich wirklich sehen lassen, alles hier käme einem deutschen Erstligisten zu ehren, dem Hauptsponsor, die staatliche Eisenbahngesellschaft, hätte ich auch gern für meine Mannschaft. Hallo DB !
Geld ist also da und entsprechendes Spielermaterial wurde auch aus dem Ausland verpflichtet, darunter auch Spieler, die schon in der Bundesliga unterwegs waren.
Corluka (Leverkusen) ; Ziegler (Hamburg) ; Kresic (Stuttgart)
Durch den Kontakt im Vorab hatte ich die Info, dass es 10:30 Uhr eine Stadionführung geben sollte, leider konnte die Dame an der Kasse nichts mit "Stadium Tour" anfangen, weshalb ich es dann beim Kauf meiner Eintrittskarte belassen musste. Für 800 Rubel ein Platz in Sektor 18, Reihe 11 Platz 137 und noch jede Menge Zeit bis zum Einlass, die ich dann gemütlich auf einer Parkbank beim Gesellschaftstudium verbracht habe. Dann wollen wir mal zur Analyse vor dem Spiel schreiten. Also Klientel mäßig ist mir nichts erstaunliches aufgefallen, eben auch ein Querschnitt der Gesellschaft, wobei mir natürlich bewusst ist, dass selbst die günstigsten Karten für 500 Rubel für Einige sicher zu teuer sind. Was auffällt sind jede Menge Uniformierter, ich kann mir kein Urteil erlauben, was dort in der Vergangenheit eine solche Präsenz rechtfertigt, aber dadurch, dass das normale Armeeeinheiten sind, es also nicht wie bei uns eine Trennung zwischen Polizei und Armee gibt, macht das schon einen etwas beängstigenden Eindruck. Immer auch dabei die Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung OMON.

Gefüllt hat sich der Vorplatz zum Stadion ganz gemächlich, viele mit Schals, die Farben der Moskauer Loksche sind Rot und Grün, was es wohl noch seltener geben sollte, als das Blau und Gelb der Leipziger Loksche. Weniger zu sehen waren Shirts in entsprechender Aufmachung oder gar Fangruppen mit eigenem Style.
Vorm Stadion gab es auch einen ordentlich aufgemachten und reichhaltigen Fanshop, in dem ich zwei schöne Schals für je 400 Rubel erstanden habe. Auf der einen Seite in kyrillischer, auf der anderen in englischer Schrift FC LOKOMOTIV MOSKOW. Als es dann endlich rein ging, so ca. 12:15, also rund eine Stunde vor Spielbeginn, gab es am Eingang eine kurze Ticket- und Personenkontrolle, dies war aber nur zum warm werden, die Hauptkontrolle erfolgt dann an den jeweiligen Sektoreneingängen. Aber zuvor muss man natürlich SIE erwähnen, eine alte, schön restaurierte Dampflok inklusive Tender, die gleich am Eingang platziert ist. Mit ihrem großen Sowjetstern aus alten Tagen am Bug und den Erfolgen des Vereins als Ehrentafeln am Tender, war sie das Motiv für viele Besucher. Davor hatte man noch ein kleines Podest und eine Tafel mit dem Vereinslogo und dem Schriftzug LOKO trappiert.

Dann also die Hauptkontrolle am Eingang zum Sektor mit Metalldetektor und intensiver Taschenkontrolle. Hier wurde mir meine blau-gelbe Fahne zum Verhängnis und da ich nicht gewillt war, diese dort zurück zu lassen, musste dann Cheffe gerufen werden. Zum Glück war noch kein großer Andrang, sonst hätte ich da für ordentlich Unruhe gesorgt. Als ich dann endlich rüber bringen konnte, dass ich die Fahne nicht aufhängen will und mich auf ein Tauschgeschäft Lok Trickot gegen Barett vom Chef eingelassen habe, gleich nach dem Spiel wie er meinte, da wurde er aber glücklicherweise nicht mehr gesehen, durfte ich dann endlich ins Stadionrund. Insgesamt vier mal gab es Leibes- und Kartenkontrolle, da hab ich mich dann später am Flughafen nicht mehr gewundert.

Im Stadion meinen Sitzplatz eingenommen und das Ambiente auf mich einwirken lassen. Zwei große Videobildschirme, elektronische Werbebanden und auch sonst viel Werbung zu sehen. So langsam füllte sich das Stadion, auch wenn einige Bereiche völlig leer blieben. Leider gab es keine Durchsage oder Anzeige der Zuschauerzahl und den Oberrang über mir konnte ich ja nicht einsehen, ich hätte ca. 8000 Zuschauer geschätzt, auf der Seite von Lokomotiv Moskau werden jetzt 11500 angegeben, bei einem Fassungsvermögen von über 30000 Zuschauern. Und da kommen wir zu einem noch Unterschied zu meisten Stadien in Deutschland, hier gab es keinerlei Stehplatzbereiche und die Sektoren waren relativ klein, so dass selbst dort, wo die aktiven Fans natürlich standen, der Eindruck eines gefüllten Blockes nicht aufkommen wollte. Am Anfang waren auch keine Fahnen zu sehen, so dass ich mich schon an Teplicer Verhältnisse erinnert fühlte, dass sollte sich aber noch ändern. Zuerst wurde eine Zaunsfahne im Gästeblock von Rubin Kasan sichtbar und so nach und nach hat man es auch zwei Gäste- und 10 Zaunsfahnen der Lokomotive gebracht. Bei den Lokomitiv Zaunsfahnen war zwei in Russisch (eine als "Adrenailin" lesbar), alle anderen in Englisch (Ultra 54, United South, South Way, South-1, Strong Rails und Railway. Dazu gesellten sich noch diverse, auch große, Schwenkfahnen.
Noch ein paar Besonderheiten, beim Einschießen wird jeder Treffer beklatscht, die Pyro macht hier der Verein (dachte ich zuerst), denn vor dem Spiel wurden Fontänen und ein Schriftzug gezündet.

Außerdem wird die Nationalhymne gespielt und alle stehen auf und singen auch mit. Wechselgesänge gibt es wegen fehlender Alternativen zwischen dem Ober- und Unterrang der Südkurve. Außer der Südkurve gab es nur im über mir ein paar Leute, die für Stimmung sorgten, allerdings nie mit der Südkurve zusammen. Metastasen/Diablos Problem?
Da es sich um ein reines Fußballstadion handelt, war man nah dran, hatte in der Geraden eine gute Sicht und so konnte ich entspannt dem Geschehen auf dem Spielfeld folgen, das nach einer roten Karte für Rubin Kasan kurz vor der Pause immer mehr durch die Heimmannschaft bestimmt wurde und letztendlich im 1:0 mündete. Womit dann auch schon alles zum Spiel gesagt ist, denn trotz Unterzahl kamen die Gäste zum Schluss wieder gut ins Spiel und der Lokomtive reichte wohl der knappe Sieg.
Die Stimmung war durchgehend gut, setzte doch mal eine Pause ein und die rund 250 Kasaner wollten dies nutzen, ging es gleich wieder los. Natürlich konnte ich vieles nicht verstehen, aber Loko sang man auf jeden Fall und dann etwas wozu bei uns gesungen wird "Fuballfans sind keine Verbrecher".

Nach dem Spiel ein bisschen klatschen in Richtung Fans, eine kurze Laola und das war's. Soweit ich gesehen habe, gab es kein abklatschen und schwups waren die Spieler auch schon fort. Außer der Südkurve verließen auch alle schnell ihre Plätze, so dass ich wohl der letzte aus meinem Sektor war, der sich nach draußen begab, nicht das ich noch sauber machen muss.
Gleich rechts neben meinem Sektor 18 fing der VIP Bereich an, deren Fahrzeuge auch direkt davor geparkt waren. Der Fahrzeugpark würde in Deutschland auch nicht anders aussehen, große Jeeps, teure deutsche Marken und Luxussportwagen, es war alles vorhanden.
Ich habe mich dann in den Strudel der abwandernden Fans eingereiht und mich so langsam aus dem Stadion treiben lassen um den Heimweg anzutreten. Natürlich dieses mal durch die Unterführung und nicht über die Straße.
Damit waren die Highlights dieses Tages schon aufgebraucht. Durch die Wanderung war mein Bedarf an Bewegug auch schon soweit ausgereizt, das mir nicht mehr der Sinn nach Erkundung stand und so ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren und im Hotel ausklingen.

Am nächsten Morgen zu früherer Stunde und weniger Andrang am Frühstücksbuffet fand ich sogar ein Frühstücksei, allerdings möchte ich nicht wissen, wie die harten Eier waren, weil mein "Middle" schon knochentrocken war. Aber davon mal abgesehen, gab es reichlich und in großer Auswahl, selbst eine Ecke wo man sich frisch zubereitetes Spiegel- oder Rührei machen lassen konnte. Aber man kann ja nicht mehr als einmal frühstücken, obwohl man bei manchen Gästen ..., naja lassen wir das.
9:00 Uhr sollte ich mich dann im Empfangsbereich einfinden, wo jemand mit einem Schild und meinem Namen auftauchen sollte um mich zur Stadtrundfahrt abzuholen. Und pünktlich stand dann auch ein älteres Mütterchen da und mit 'nem 5er BMW, den aber jemand anderes fuhr, ging es ab zu den Sehenswürdigkeiten Moskaus.
Darunter natürlich einiges an Kirchen, Klöstern und Kathedralen. Vom architektonischen ja auch immer sehenswert, die andere Seite geht mir allerdings auch nie aus dem kopf. Ich sag nur : Religion ist das Opium für's Volk. Eigentlich sollte, wie der Name schon sagt, die Rundfahrt wieder am Hotel enden, aber der Tag war noch jung und so war als letzte Station der rote Platz geplant, wo wir uns dann verabschiedeten und ich allein weiter meines Weges ging. So gab es noch die Basilius Kathedrale, den roten Platz  und das schon zu Sowjetzeiten bekannte GUM, heute allerdings fest in den Händen des ehemaligen Klassenfeindes.

Hier habe ich dann auch recht preiswert zu Mittag gegessen, in der Stolowaja Nr. 57, gefüllte Paprikaschote mit Reis und einem Milchkaffee für 450 Rubel. Danach noch etwas dem Wetter getrotzt, es hatte angefangen leicht zu regnen, die Touristenstände am roten Platz durchstreift, meine Mitbringsel hatte ich aber schon bei einem Halt an der höchsten Erhebung Moskaus, an der Lomonosow Universität, gekauft und dann noch etwas Sozialstudie auf einer Parkbank betrieben, bevor ich mich in das Wagnis METRO stürzte. Nein, so schlimm war es nicht, der Respekt irgendwo falsch zu fahren und dann nicht zurück zu finden war schon da, aber für 28 Rubel für eine Fahrt egal wohin und egal wie lange (Tarifzonen gibt es nicht), der hält das Problem in Grenzen. Und Letztendlich bin ich auch genau da raus gekommen, wo ich auch hin wollte und alles war gut.

Da der Zielbahnhof unweit des Hotels lag, gab es also auch keinen weiten Heimweg und somit konnte der Exkurs als gelungen abgehakt werden. Auf dem Weg zum Hotel, der durch die Metro von der anderen Seite erfolgte, fiel mir dann auf, dass es dort auch Geschäfte gab. Auch eins mit dem Namen "INTIM", was es da wohl zu kaufen gab. Vielleicht auch nur ein Beate Uhse Verschnitt, ich kann das Geheimnis nicht lüften, bin dafür in einen der Lebensmittelläden und sah dort, das mir aus Sowjetzeiten bekannte Konfekt. Leider schlug der erste Kaufversuch mangels Kommunikation fehl, etwas später mit einer anderen Verkäuferin konnte ich dann rüber bringen, dass ich einen Mix vom Konfekt haben möchte. Leider waren die meisten Sorten nur einzeln verpackte Schokowaffeln, dass habe ich anders in Erinnerung, aber gut, einen Versuch war's wert. Zu guter Letzt, der Bauer ist halt nur, was er kennt, habe ich mir noch ein halbes Hähnchen vom Bratenstand mitgenommen und als Abendbrot verspeist.
Damit war dann auch dieser Tag seiner Highlights beraubt und klang so langsam aus, eine letzte Nacht in Moskau.

Da für 10:00 Uhr die Abholung und die Fahrt zum Flughafen geplant war, konnte ich alles ganz in Ruhe angehen. Es war herrliches Wetter, die Sonne strahlte mit sich um die Wette. Also gediegenes Frühstück, Zigarette im Sonnenschein, Koffer packen, auschecken und auf's Auto warten. Mal abgesehen davon, dass man mich am falschen Terminal raus gelassen hat, war diese Fahrt zwar mit wesentlich mehr Verkehr verbunden, wohl aber der Normalfall auch in Moskau. Und als wir dann endlich aus dem größten Stau raus waren und an einer Ampel auf die nächste Umschaltung warteten, die ja wie schon erwähnt mit einem Counter angezeigt wird, kam nach 1 nicht Grün, sondern die Anzeige verschwand lediglich. Das gleiche passierte dann auch den Fußgängern, lediglich die Gegenfahrbahn fuhr munter weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann endlich ein Fahrzeug mit irgendeinem VIP und Blaulicht und siehe da, dann wurde es wieder Grün.
Aber zurück zum falschen Terminal B auf dem Flughafen und dem Schreck, weil mein Flug LH3017 nirgends verzeichnet war. Nach einigem Umherirren bin ich dann auf eine junge, uniformierte Frau vom Gepäckscanner zugegangen und habe in besten gebrochenen Deutsch meiner Verwunderung darüber Ausdruck verliehen. Und sie war wiederum so freundlich und hat mir gesagt, ich müsste zum Terminal E.
Das war nett, denn sie hat es dem Ausländer nicht in russisch gesagt und natürlich nicht in deutsch, sondern in englisch. Zum Glück gibt es kein Terminal E, oder anders gesagt, habe ich es mir selbst zusammen gereimt, weil nebenan, so ca. 300 Meter, war das Terminal A und hier gab es dann auch meine Flugnummer bei den Abflügen.
Also einchecken, Gepäck los werden und die Spanne zwischen nicht so zeitig in den inneren Bereich zu gehen und trotzdem noch genügend Zeit für die noch nicht bekannten Kontrollvorgänge einzuplanen in ein erträgliches Maß zu bekommen. Rubel was soll ich mit dir machen, wir gehen Mittag essen. Mein Bedarf an Reis ist jetzt aber erst einmal gedeckt, denn an Essbarem sah ich dieses mal zwar lecker Lachs, aber als Beigabe wieder nur Reis. Und zu guter Letzt hatte die Lufthansa dann auf dem Flug auch noch Reis mit Huhn, besten Dank auch.
Die Kontrollen sind nervig und ob es Sinn macht, 10 Meter nach der letzten Kontrolle und einem Weg, den man nicht verlassen kann, gleich noch einmal kontrolliert zu werden, sei dahin gestellt, aber vielleicht sind da ja schon Leute auf diesen 10 Metern verschwunden, das Bermuda Dreieck des Moskauer Flughafens.
Eine gute 1/2 Stunde blieb dann allerdings doch noch bis zum Boarding, die sich dann um weitere 1/4 Stunde Verspätung ausweitete. Dieses mal war es dann auch wirklich Economy, allerdings am Gang und die Beinfreiheit in der A320 ist schon gut. Also dann Doswidanja Moskau für dieses kurze Intermezzo Spassiwo.

Der Rest ist schnell erzählt, Ankunft in Berlin, dieses mal gleich zum Taxistand, TLX Express du kannst mich mal, Wartezeit mit großem Kaffee am Berliner Hauptbahnhof verkürzt und wieder retour nach Leipzig per ICE, dort via Regiobahn nach Hause.
 

Das also war die Hoppertour 2012 und es müsste doch ganz verrückt zu gehen, wenn mir nicht für 2013 wieder etwas einfällt, zwei Ideen gibt es schon.
Ein freundliches Tsch, Tsch, Tsch an die Loko's aus Moskau und mal sehen ob sich im Nachgang noch etwas aus dem bestehenden Kontakt ergibt, wirklich schade, dass es vor Ort nicht geklappt hat, aber man weiß ja nie.